Kommentar zur ORF Sendung „Bürgeranwalt“ zum Thema „Häuslicher Unterricht: Weniger strenge Kontrollen“ vom 06.07.2019

Es war eine verkehrte Welt, die dem Zuschauer des ORF „Bürgeranwalts“ am 6.7.2019 geboten wurde. Normalerweise stehen Eltern bei Konflikten mit der Schule eher auf der Seite ihrer Kinder – oder nehmen sie ins Gebet, wenn sie schlechte Noten nach Hause bringen. Beim ORF empört sich ein zorniger, alter Mann über die in seinen Augen zu guten Noten seiner Tochter und klagt die Schule wegen zu lascher Benotung.

Normalerweise steht ein Bürgeranwalt auf der Seite des Volkes und schützt es vor den Unbilden staatlichen Eingreifens. Im ORF jedoch ereifert sich ein „Ex-Volksanwalt“ für die Sache des Staates und will das Recht der Bürger unbedingt einengen und verschärfen.

Was war der Anlass für das Tribunal – anders kann man es nicht nennen – das der ORF einberufen hatte? Ein Tribunal, wo es keinen Verteidiger und keinen Sachverständigen, sondern nur Ankläger und Staatsanwälte gab, die sich alle ganz einig über die Schuld der Angeklagten waren.

Auf der Anklagebank saßen das besagte kleine Mädchen und seine Mutter, beide Gott sei Dank nur unsichtbar, virtuell und anonym bleibend, standen sie doch auch nur symbolisch für das „Feindbild häuslicher Unterricht“.

Häuslicher Unterricht erlaubt es Eltern in Österreich, die Schulpflicht ganz legal durch Unterricht zu Hause zu erfüllen, anstatt ihre Kinder in eine Schule zu schicken.

Die Eltern von 2300 Kindern nahmen 2018/19 dieses Recht in Anspruch, die meisten davon (über 80%) im Vor- und Volksschulalter. Das sind bei 1.113.500 Schülerinnen und Schülern in Österreich gerade mal 0,2% – beängstigend!

Der Fall, den ORF-Chefjurist und Moderator Peter Resetarits zum Anlass genommen wurde, ist jedenfalls gänzlich ungeeignet, daraus signifikante Erkenntnisse über den häuslichen Unterricht zu gewinnen. In der Medizin werden Entscheidungen üblicherweise „evidenzbasiert“ getroffen, d.h. es müssen eindeutige Daten und Fakten vorliegen, um eine Diagnose zu stellen und eine Therapie einzuleiten. Eine Studie mit einer Fallzahl von n=1 ist somit wertlos. In der Welt der ORF-Bildungsexperten scheint das nicht zu gelten.

Hinzu kommt: Von diesem einen Fall sind viel zu wenige Fakten bekannt, und diese nur aus dem Blickwinkel des offensichtlich frustrierten Kindsvaters Herr A. Er konnte kein Gericht dazu bewegen, seiner ehemaligen Lebensgefährtin den häuslichen Unterricht zu verbieten, so dass er sich nun auf die Schule und die Gesetze stürzt, die er alle in seinem Sinne ändern lassen will.

Herr A., der als „der Schlosskutscher“ firmiert, weiß offensichtlich, wie man Pferde für seine eigenen Zwecke vor seinen Wagen spannt. Der imposante Vierspänner, den er sich zusammengestellt hat und öffentlichkeitswirksam im ORF präsentieren durfte, wurde angeführt vom prominenten ehemaligen Volksanwalt Peter Fichtenbauer, begleitet vom Wiener Bildungsdirektor Heinrich Himmer, hinterher trabten brav die Sektenbeauftragte Ulrike Schiesser und natürlich sein eigener Rechtsanwalt Dr. Ederer.

Warum, fragen sich die unvoreingenommenen Zuschauer, ist dieser Fall und auch die zu Hause unterrichtende, verschwindende Minorität so bedeutsam, dass es sich lohnt, so schwere Geschütze aufzufahren?

Das Kapitalverbrechen „Externistenprüfungstourismus“

Schützenhilfe leistete hier Moderator Peter Resetarits, der es mit Suggestivfragen seinen Gästen einfach machte, die gewünschten Aussagen zu lancieren, wie z.B. „Kann man bei Externistenprüfungen tricksen, indem man sich bestimmte Schulen aussucht und dort Gefälligkeitszeugnisse bekommt?“

Die Frage inkludiert zwei Vorwürfe – einen an manche Schulen, die es den Externistenprüflingen angeblich unnötig einfach machen, und einen an die Eltern, deren Kinder vielleicht dumm, faul oder beides sind, sie selbst aber klug und vernetzt genug, diese einfachen Schulen zu finden und ihre Kinder mit „Gefälligkeitszeugnissen“ durchzumogeln.

Bildungsdirektor Himmer konnte hier stolz auf Wien verweisen, dass es ab dem Schuljahr 2019/20 mit dem Instrument Verordnung allen Bundesländern vormachen wird, wie man den „Externistenprüfungstourismus“ ausrottet. Man benennt pro Sprengel oder Bezirk eine Prüfungsschule und erlaubt den Schulen, nur SchülerInnen aus dem eigenen Bezirk zu prüfen.

Was ist dran an dem Vorwurf des „Externistenprüfungstourismus“ und des „Gefälligkeitszeugnis“?

Bevor man sich eine Meinung bildet, schadet es nicht, einige Tatsachen zur Externistenprüfung zu kennen. Wahrscheinlich war keiner der Studiogäste je bei einer Externistenprüfung dabei, noch hat er ein Kind darauf vorbereitet (im Gegensatz zum Autor dieser Zeilen): bei einer Externistenprüfung muss ein 6-14 jähriges Kind in einer begrenzten Zeit unter großem psychischen Druck einer ihr unbekannten Person Fragen zum gesamten Jahresstoff, in den Hauptfächern schriftlich und mündlich, in den Nebenfächern nur mündlich beantworten. Je nachdem, wie die Schule das organisiert, findet das unter mehr oder weniger improvisierten Verhältnissen (die meisten Schulen haben dafür keine eigenen Räume), manchmal auf dem Flur, alleine oder in Gruppen, mit mehr oder weniger Lautstärke, pro Fach von 10 Minuten bis zu mehrere Stunden dauernd – wie auch immer, es ist für alle Beteiligten Stress pur. Oder, mit anderen Worten, eine Art Minimatura ab der ersten Klasse.

Noch ein interessantes Detail: die Externistenprüfung kann nicht wiederholt werden. Durchgefallen – egal ob wegen mangelnder Vorbereitung, einem Blackout, Übelkeit, oder was auch immer – heißt: nächstes Jahr geht’s an die Schule! Es gibt keine Extraleistung, keine Nachprüfung, keine Aufstiegsklausel.

Es ist kein Geheimnis, dass umgekehrt an Schulen oft nicht der gesamte Lehrplan durchgearbeitet und auch nicht abgeprüft wird, und wenn, dann nur häppchenweise. Daher darf bezweifelt werden, dass viele SchülerInnen an den Regelschulen eine solche Externistenprüfung zum gesamten Jahresstoff schaffen würden.

Hier wird eindeutig mit zweierlei Maß gemessen – aus der Sicht der Homeschooler ergibt sich eher hier dringender legistischer Nachbesserungsbedarf.

Manche LehrerInnen an manchen Schulen tragen den besonderen Umständen der Externistenprüfung Rechnung und gehen mit einem großen psychologischen und didaktischen Geschick an die Sache heran. Sie nehmen Druck heraus, sie suchen nicht nur Fehler bzw. was das Kind nicht weiß und kann, sondern was es weiß und kann. Sie beruhigen, loben und ermutigen das Kind. Manchmal kommt es sogar vor, dass sie den Eltern nach der Prüfung Respekt oder sogar unverhohlene Bewunderung aussprechen, dass sie und das Kind diese Leistung geschafft haben.

Manche DirektorInnen und LehrerInnen von anderen Prüfungsschulen wiederum lassen in Gesprächen von vornherein erkennen, dass sie mit ihrer Nominierung als Prüfungsschule durch die Bildungsdirektion nicht sehr glücklich sind; dass sie häuslichen Unterricht für unnötig halten; lassen heraushängen, dass es von den Eltern auch ziemlich anmaßend ist, sich einzubilden, als „HilfslehrerInnen“ dasselbe zu können wie ein jahrelang ausgebildeter Pädagoge.

Jeder weiß, in einer mündlichen Prüfung sitzt der Prüfer immer am längeren Hebel.

Ist es ein Wunder, dass es sich herumspricht, bei welchen Schulen die Externistenkinder wohlwollend oder respektvoll aufgenommen werden? Ist es verwerflich, dass Eltern von ihren Recht Gebrauch machen, eine Schule ihrer Wahl suchen und lieber eine Stunde länger fahren, um dem Kind eine faire und angenehme – keine geschenkte! – Prüfung zu ermöglichen? Ist die so erzielte Leistung ein „Gefälligkeitszeugnis“?

Die Durchfallquote liegt im häuslichen Unterricht österreichweit von der 1.-9. Stufe (also während der Schulpflicht) unter 1%. Solche Zahlen wurden in der ORF-Runde nicht genannt. Sind das alles Trickser? Stellen 99% der Externistenprüfungsschulen Gefälligkeitszeugnisse aus?

Oder tut einfach der weitaus überwiegende Teil der involvierten Familien und Schulen einen guten Job?

Und – wir dürfen wiederum den Spieß umdrehen – wer überprüft, wie die Zeugnisnoten an den Schulen zustande kommen? Auch diese sind oft für die SchülerInnen selbst und die Eltern nicht nachvollziehbar. Hier haben LehrerInnen ziemlich große Freiheit, die SchülerInnen anhand der Beurteilung von Mitarbeit, Hausübungen, Wiederholungen etc. ‚durchzulotsen‘ – wenn sie wollen.

Wer macht häuslichen Unterricht?

Auch diese Frage konnte Moderator Resetarits nicht stellen, ohne gleich goldene Brücken zu bauen, wie er sich die Antwort vorstellte: „Gibt es da eigenwillige Gruppierungen, Sekten, Staatsverweigerer?“ Die Stunde von Sektenexpertin Ulrike Schiesser hat geschlagen. Bereitwillig sprudelten die gewünschten Schlagworte aus ihrem Mund: immer mehr Eltern gehe es um „ideologische Selbstverwirklichung, relativ engstirnige religiöse Konzepte, Verteufelung des Technischen versus das scheinbar Natürliche, Helikoptereltern, und…“ – natürlich auf Nachfrage – „ja, auch die Staatsverweigerer haben ein Problem mit der Schule“.

Es stellt sich die Frage, woher Frau Schiesser das alles so genau weiß, nachdem man zum Leidwesen aller Beteiligten in der Runde bei der Abmeldung zum häuslichen Unterricht eben keinen Grund angeben muss, warum in aller Welt man häuslichen Unterricht machen möchte. Hat sie Studien in der Schublade? Umfragen gemacht? Sie arbeitet bei der Sektenberatungsstelle und hat von Berufs wegen nur mit sehr merkwürdigen Leuten zu tun. Die gibt es überall –an den Schulen wie auch bei den Homeschoolern, sorry für die schwarzen Schafe, aber was können die anderen Familien im häuslichen Unterricht dafür?

Wer bestimmt, welche Ideologie, welche Religion, welche Weltanschauung Frau Schiesser oder der Bildungsdirektion noch genehm ist? Wer zieht die Grenze, bei der es dann heißt, das ist jetzt „zu oag“, dieses „Irresein an der Welt“ (Fichtenbauer)? Bildungsdirektor Himmer hat das ganz richtig erkannt, wenn er sagt, „da bewege man sich rechtlich auf ganz dünnem Eis“, wenn man auch nicht „alle von Vornhinein verteufeln“ wolle.

Letzteres ist sicher eine gute Idee, denn man kann sich nur wundern, dass an der Schule – und überhaupt unserer Gesellschaft – doch als oberste Maxime die Toleranz gegenüber allen Gesinnungen und Orientierungen gilt. Wieso soll jetzt gerade beim häuslichen Unterricht die staatliche Gesinnungszensur zuschlagen?

Die Wahrheit ist, dass der ganz überwiegende Teil der Familien, die häuslichen Unterricht praktizieren, nicht ins Sektenschema von Ulrike Schiesser passt. Nach der mehrjährigen Erfahrung der Hotline und Beratungsstelle des Vereins Homeschoolers.at – Bildung zu Hause Österreich setzt sich der größte Teil der Homeschooler (d.h. die mehr oder weniger geordneten Unterricht nach Lehrplan machen) aus völlig durchschnittlichen Familien zusammen. Die Eltern haben einfach beschlossen, die Ausbildung ihrer Kinder selbst in die Hand zu nehmen. Viele Familien nehmen ihr Kind aus der Schule, weil es zum Beispiel massiv – von Mitschülern oder Lehrern – gemobbt wurde, weil es eine Schulphobie entwickelte, weil es etwas langsamer lernte als der Durchschnitt (z.B. auch durch eine auditive oder andere Einschränkung), weil es ein Asperger-Syndrom oder ein anderes spezielles Bedürfnis hatte, weil es hochbegabt war, deswegen gelangweilt war, abschaltete und dann sogar schlechte Noten hatte.

Kann es sein, dass Frau Schiesser diese Gruppen nicht auf dem Schirm hat?

Und ja, es befinden sich auch etliche Christen verschiedener Konfessionen unter den Homeschoolern, die bezweifeln, dass die Art und Weise, wie bestimmte Themen  in der Schule vermittelt werden, weltanschaulich neutral ist. Und ja, gerade auch bei der Sexualpädagogik wurden hier schon Grenzen jedweder Art überschritten und Kinder verstört, verwirrt und traumatisiert. Ist es ein „engstirniges religiöses Konzept“, wenn man nicht möchte, dass die Tochter oder der Sohn schon im Volksschulalter lernen, wie man ein Kondom über einen Holzpenis streift?

Es ist Zeit, unsere Experten daran zu erinnern, dass auch Österreich das Zusatzprotokoll zur Konvention zum Schutz der Menschenrechte und Grundfreiheiten ratifiziert hat, das in Art. 2 besagt: „Der Staat hat bei Ausübung der von ihm auf dem Gebiet der Erziehung und des Unterrichts übernommenen Aufgaben das Recht der Eltern zu achten, die Erziehung und den Unterricht entsprechend ihren eigenen religiösen und weltanschaulichen Überzeugungen sicherzustellen.“

Österreich und die Welt

Österreich ist jetzt jahrhundertelang gut gefahren mit dem Recht auf häuslichen Unterricht und hat mit der Bildungspflicht sogar eine Vorreiterrolle in Europa. Ein paar Tausend Kinder haben in dieser Zeit zumindest einen Teil ihrer schulischen Laufbahn zu Hause absolviert. Alle haben Lesen und Schreiben gelernt. Viele sind irgendwann auf die Schule gewechselt. Einige haben die Schulpflicht komplett zu Hause absolviert und dann eine Ausbildung gemacht. Ein paar Homeschooler waren so begeistert vom selbstbestimmten Lernen, dass sie es eigenständig bis zur Matura durchgezogen haben.

Noch eine interessante Tatsache: Oft hört man Berichte von Berufsausbildern, die völlig begeistert von ehemaligen Homeschoolern sind und einen himmelweiten Unterschied festgestellt haben zu den durchschnittlichen Schulabgängern, von denen ein immer größer werdender Teil als „nicht ausbildungsreif“ eingestuft wird[1]. Gemäß einer Umfrage bei Betrieben scheitert es bei den Abgängern von Regelschulen nicht nur an Deutsch- und Mathematikkenntnissen, sondern vor allem auch an den sog. Soft Skills, wie soziale Kompetenzen, mangelnde Disziplin, Belastbarkeit, Leistungsbereitschaft, Motivation und Umgangsformen[2]. Gerade hier können Homeschooler punkten.

Diese Fakten, die leicht recherchierbar sind, werden – wenn der Blick über den Tellerrand erlaubt ist – von den weltweiten Studien zum Homeschooling bestätigt. Homeschooling ist eine Bildungsform, die sowohl in akademischer als auch sozialer Hinsicht im Vergleich hervorragend abschneidet. Das National Home Education Research Institute (NHERI) in den USA – wo man eine solide Datenbasis von 2,3 Millionen Homeschoolern hat – stellt seit Jahren regelmäßig fest, dass Homeschooler in Vergleichstests 15-30% besser als Schüler an öffentlichen Schulen abschneiden,  besser sozialisiert und als Erwachsene überdurchschnittlich in der Gesellschaft engagiert sind[3]. Erst im Juni 2019 machten zwei Brüder einer Schweizer Homeschooling-Familie Schlagzeilen, da sie bei der Matura landesweit die Plätze 1 und 3 belegten.[4]

Österreich auf dem Weg in die Bildungsdiktatur?

Zurück aus der Welt der harten Fakten in die heimelige Atmosphäre unseres ORF-Studios, wo sich unsere Bildungsexperten mittlerweile in Fahrt geredet haben. Trotz seiner „liberalen Auffassung“ muss Fichtenbauer festhalten, dass ein Kind doch nur in der Schule „den ganzen Katalog von Fertigkeiten, Fähigkeiten, Sozialkontakten mitkriegt“, denn nur dort entstehen „Querbezüge in den Unterrichtsfächern“.  Wie kommt Herr Fichtenbauer darauf, dass dies im häuslichen Unterricht nicht der Fall ist, wenn dieselben Eltern alle Fächer unterrichten?

Deshalb, resümiert Fichtenbauer, soll der häusliche Unterricht „die Ausnahme der Ausnahme der Ausnahme sein“. Die Begründung des studierten Juristen: „Des ist a Mist“. Seine Strategie: „insofern der Mist tolerabel ist, soll man ihn weniger mistig machen“.

Dem ist wenig hinzu zu fügen.

Auch Bildungsdirektor Himmer hat sich ein persönliches Ziel gesteckt: „Alle Kinder sollen in die Schule gehen.“ Bei Tausenden Schulen ist doch „für jeden etwas dabei“.

Alle im Studio wissen, dass dies mit den bestehenden Gesetzen nicht zu machen ist, deshalb – frisch an Werk – sollen diese geändert werden, bis hin zum Staatsgrundgesetz, dessen Schutz der häusliche Unterricht bis jetzt noch genießt – nur aus „historischen Gründen“, versteht sich.

Der verwunderte Zuseher reibt sich immer noch die Augen und versteht nicht, was eigentlich passiert ist, außer dass ein „Schlosskutscher“ seine schmutzige Wäsche im öffentlich-rechtlichen Fernsehen waschen darf, und die versammelten Experten nur darauf gewartet haben, bei dieser Gelegenheit gleich den Sumpf des häuslichen Unterrichts trocken zu legen und „auszumisten“.

Trotzdem macht Peter Fichtenbauer aus seinem Plan keinen Hehl, dass er den häuslichen Unterricht praktisch verbieten möchte. Bis auf physische Gründe, sprich körperliche Erkrankung des Kindes, die Fichtenbauer noch durchgehen lässt, gibt es keinen Grund für häuslichen Unterricht – was genau der Regelung in Deutschland entspräche.

Dutzende Familien haben den großen Nachbarn schon fluchtartig Richtung Ausland verlassen müssen, um ihre Kinder vor dem Zugriff der Polizei und vor Sorgerechtsentzug zu schützen.

Schielen österreichische Bildungspolitiker in die Bildungsdiktatur im Westen, um sich hier inspirieren zu lassen?

Ist den versammelten Experten bewusst, wie Kinder durch die Schule geschädigt wurden und sich nur mit Hilfe von Psychopharmaka u.ä. durch den Schulalltag quälen? Wie viele von diesen Kindern durch die Möglichkeit des häuslichen Unterrichts eine Option des Überlebens, der Heilung, des Erreichens der Bildungsziele geboten wurde? Wie vielen im öffentlichen Schulsystem aufgerieben worden wären, als Drop-outs in die Statistik eingegangen wären?

Der Verein Homeschoolers.at – Bildung zu Hause Österreich vermittelt gerne Kontakte zu jungen Menschen, die eine Externistenlaufbahn hinter sich gebracht haben, zu PrüfungslehrerInnen von Externisten, zu Berufsausbildern von ehemaligen Externisten, um sich ein echtes Bild zu machen. Nicht nur aus der Perspektive eines zornigen „Schlosskutschers“ und einer Sektenbeauftragten.

Wir fordern die Bildungsexperten und Entscheidungsträger auf, mit allen Interessenvertretern zu sprechen, aber bitte nicht mit Scheuklappen, auf der Suche nach Mist – sondern ergebnisoffen und in Anerkennung des Beitrages, den großartige Eltern, begeisterte Kinder und engagierte Externistenprüfungsschulen bis jetzt schon zum österreichischen Bildungssystem geleistet haben.


[1] Karriere.de am 11.9.2018: „Schulabgänger: Nicht reif für die Ausbildung“. https://www.karriere.de/schulabgaenger-nicht-reif-fuer-die-ausbildung/23045906.html

[2] Welt am 21.08.2014: “Auszubildende – faul, ohne Disziplin, kein Interesse” https://www.welt.de/wirtschaft/karriere/bildung/article131461004/Auszubildende-faul-ohne-Disziplin-kein-Interesse.html

[3] National Home Education Research Institute am 7.1.2019, “RESEARCH FACTS ON HOMESCHOOLING”, https://www.nheri.org/research-facts-on-homeschooling/

[4]Neue Zürcher Zeitung am 6.6.2019: „Elias Villiger ging bei seinen Eltern zu Hause in die Schule – und wurde zum besten Maturanden seines Jahrgangs“. https://www.nzz.ch/schweiz/home-schooling-besser-als-der-staat-erlaubt-ld.1484863