Die wichtigsten Fakten zum Homeschooling in Österreich
Das Wichtigste vorweg: Homeschooling, offiziell “häuslicher Unterricht” genannt, ist in Österreich legal möglich. Die Eltern, die in diesem Fall die Rolle des Lehrers erfüllen, müssen grundsätzlich keine Vorbedingungen erfüllen (z.B. müssen sie nicht Lehrer und auch nicht Akademiker sein). Das Gesetz verlangt allerdings, dass der häusliche Unterricht dem Unterricht an einer Regelschule mindestens gleichwertig ist. Die Eltern müssen den häuslichen Unterricht bei der Bildungsdirektion ihres Bundeslandes anzeigen (d.h. nicht beantragen oder darum ansuchen), und die Behörde nimmt ihn nach einer Prüfung zur Kenntnis.
Die Prüfung
Der Erfolg des häuslichen Unterrichts, d.h. ob das Bildungsziel erreicht wurde, wird mit einer Prüfung (manchmal auch Externistenprüfung genannt) an einer öffentlichen Schule überprüft. Diese Prüfung findet ohne Ausnahme in deutscher Sprache statt. Deshalb müssen Eltern und Kinder gut deutsch können. Falls die Behörde den Eindruck hat, dass dies nicht der Fall ist oder andere Gründe erwarten lassen, dass der Unterricht nicht erfolgreich sein wird, kann sie das Homeschooling verbieten.
Gesetzliche Grundlagen
Die gesetzlichen Grundlagen zum häuslichen Unterricht stehen im §11 des Schulpflichtgesetzes. Mehr zu ⇒ gesetzlichen Grundlagen.
Geschichte des häuslichen Unterrichts in Österreich
Der geschichtliche Hintergrund, dass der häusliche Unterricht in Österreich möglich ist, ist darin zu sehen, dass Kaiserin Maria Theresia 1774 für die Habsburger Monarchie keine Schul-, sondern eine Unterrichtspflicht erließ. Diese schließt die Möglichkeit des häuslichen Unterrichts mit ein. In früheren Zeiten wurde der häusliche Unterricht oft von einem Privatlehrer erteilt, heute sind praktisch immer die Eltern die Lehrer.
Gründe für Homeschooling
Die wichtigsten Gründe für das Homeschooling liegen sehr häufig darin, dass die Kinder mit dem oft sehr rigiden Regelschulsystem besonders in schwierigen Bedingungen (z.B. bei Mobbing, Schulphobie, Hochbegabung, Asperger-Syndrom etc.) nicht zurechtkommen und einfach einen Ausweg mit ihrem Kind suchen. Viele Familien beginnen von Anfang an mit dem Homeschooling, d.h. bereits ab dem verpflichtenden Kindergartenjahr und Volksschule. Sie schätzen das selbstbestimmte Lernen in vertrauter Atmosphäre, die Stärkung der Beziehung zwischen Eltern und Kind, die Möglichkeit der individuellen Betreuung und andere didaktische Vorteile. Mehr zu Gründen für Homeschooling.
Sozialisation
Wie aber schaut es aus mit der Sozialisation eines zu Hause unterrichteten Kindes? Werden Homeschooling-Kinder nicht “unter einer Käseglocke” gehalten? Sind ihre Eltern nicht eine Extremform von “Helikopter-Eltern”? Für Außenstehende, die mit dieser Bildungsform nicht vertraut sind, ist dies eine Tatsache. Ebenso, dass die zu Hause unterrichteten Kinder von daher “schlecht sozialisiert” sind und mit anderen Kindern nicht gut zurecht kommen.
Umso überraschender ist es, dass sowohl die Erfahrung von Homeschooling-Familien und internationalen Studien das genaue Gegenteil beweisen: Homeschooling-Kinder sind oft besser sozialisiert, d.h. kommen mit Menschen verschiedener Generationen sehr gut zurecht, sind in Vereinen und auch als Erwachsene in der Gesellschaft aktiv. Mehr zur Sozialisation.